NRW bei der SXSW Interactive 2017 – ein Rückblick



















Nordrhein-Westfalen war Mitveranstalter der deutschen Gemeinschaftspräsentation im German Haus und mit einer über 80-köpfigen Delegation in Austin vertreten. Neben der Präsentation von NRW als Innovationsstandort der Medien-, Digital- und Kreativwirtschaft durch Claudia Jericho (CREATIVE.NRW) und Jan Lingemann (Mediennetzwerk.NRW) bot das German Haus ein dichtes Programm zu Themen wie Connected Mobility, Smarter Cities oder Virtual Reality und gliederte sich damit ebenbürtig in das Programm des internationalen Kreativfestivals ein.
Im Kontext der globalen Entwicklungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft galt es, die 360°-Brille aufzusetzen, um nicht nur in Makro- oder Mikrokosmen einzutauchen, z.B. mit der NASA oder den Neurowissenschaften, sondern auch einen umfassenden Blick auf die aktuellen Trends im Bereich neuer Technologien – vornehmlich Künstliche Intelligenz und Virtuelle Realität – sowie auf den Menschen selbst zu werfen.
Wurde die letzten Jahre die technologische Entwicklung vor allem als Speerspitze des American Dreams gefeiert, haben dieses Jahr leisere Töne und kritischere Stimmen die Podien dieser Veranstaltung erreicht. So wurde unter anderem danach gefragt, welchen nachhaltigen Nutzen die Technologien in die Gesellschaft einbringen können. Unter dieser Fragestellung widmete sich ein wichtiger Strang dem Social Impact. So konnte man im German Haus in diversen Runden – wie beim Panel „Tech for Good“, u.a. mit dem TechCrunch-Guru Mike Butcher, der sich aktuell für die TecFugees engagiert, oder in einer vielbeachteten Keynote von Chief Innovation Officer Martin Wezowski von SAP – verfolgen, wie die neuen Technologien die großen Herausforderungen einer Welt im Wandel und einer Zukunft der „Humachines“ adressieren. Ob Dokumentation in der virtuellen Welt über das Women’s March Movement, transmediale Aufklärungsgeschichten in patriarchisch geprägten Kulturen, VC-Firmen für soziale Startups, detailverliebte Kunst aus Plastikabfall oder Plastik, das erst gar nicht zu Abfall wird, sondern sich in Wasser auflöst und sich dann auch noch trinken lässt: Es scheint, als stehe eine neue Generation von ethisch geprägten Machern mit Innovationen für eine nachhaltige Zukunft in den Startlöchern.
Vor allem die Themenbereiche Virtual Reality und Künstliche Intelligenz waren allerorten und vielseitig präsent. Zum Thema Autonomes Fahren trumpfte etwa die bisher unbekannte Firma Nio in beeindruckender Kulisse mit selbstfahrenden Autos von futuristischer Schönheit auf, und Daimler-Chef Dieter Zetsche lobte im German Haus den Spirit einer neuen kooperativen Arbeitskultur mit „Frenemies“, gespannt auf eine Zukunft umfassender Mobility. Wie zukünftige Autonome Kommunikation aussehen könnte, wurde hingegen in der japanischen WOW Factory in einer irritierend anmutigen Konversation zwischen zwei Robotern über Lady Gaga, Taylor Swift und Co. deutlich. Und auch wenn in Zukunft die Mixing-Technik bei der Darbietung von Musik nur noch projiziert wird, möchte man auf den menschlichen DJ dann doch nicht verzichten.
Die neuen virtuellen Welten hingegen scheinen gerade erst die Türen in alternative Dimensionen aufzustoßen, und so will jeder nur denkbare Bereich in die Virtualität hinein verlängert werden, seien es Games und News, Bildung und Gesundheit, Hollywood und Hackathons. Und wenn die Künstlerin Elizabeth Edwards mit der neuen Google Tilt Brush live gigantische Kunstwerke im virtuellen 3D-Raum erschafft und selbst der Tod nicht vor neuen Applikationen Halt macht – auch ein besserer Tod kann designt werden –, dann bekommt man einen vagen Eindruck davon, welche Welten in Zukunft noch erschlossen werden.
Bei all diesen neuen Technologien geht es auch um neue Narrationen, und so war Storytelling und damit verbunden die Frage, wie die zukünftigen Konsumenten in der Flut der Informationen noch mit dem Fluss der Erzählung zu erreichen sind, ebenfalls ein wichtiges Thema. Soft Skills wie Empathie und Intuition waren oft genannte Voraussetzungen für die guten Geschichten. Um große Geschichten ging es auch in der bis auf den letzten Platz gefüllten Diskussion, bei der „ein Künstler, ein Wissenschaftler und ein Forscher sich in einer Bar treffen“. Hier stellten Hochkaräter aus den großen Animationsstudios wie Disney und Pixar vor, wie Blockbuster oft erst nach langer Forschung entstehen, so wie bei dem Film „Die Monster AG“, für den das Experimentieren mit animiertem Fell Jahre benötigte.
Die großen Firmen sowie viele Länder dieser Erde ließen es sich nicht nehmen, sich in üppigen Auftritten zu überbieten, wofür, wie für das German Haus, Lokalitäten in der Stadt angemietet wurden. Von Adidas zu IBM, von Amazon zu Mazda: Einblicke in neueste Forschungen, beispielsweise zu Big Data und Technologien wie Bitcoin, aber auch angesagte Bands, anstehende Serien oder (an)sprechende Kleidung konnten meist partizipativ erlebt werden, oft begleitet durch leckeren Input oder schicke Goodies.
Als nach drei Tagen Regen und Kälte in Austin endlich die Sonne herauskam, die Straßen sich belebten und die Musik aus allen Bars drang, während die großen Visionen und die kleinen Schritte in die Welt gebracht und gemacht wurden, schien dann auch die Zukunft wieder in einem hellen Licht. Darauf einmal frittierte Zwiebelringe, Pulled Pork und ein Howdy!
Mehr Informationen zu NRW @ SXSW
Mehr Informationen zum German Haus